10. 07.

Gehört Moral zur Natur des Menschen? Bausteine für eine Evolutionäre Ethik.

Vortrag von Prof. Dr. Dr. Gerhard Vollmer - Reihe Humanistisches Forum München

„Wenn es keinen Gott gibt, dann ist alles erlaubt“, meint Dostojewski. Die Evolutionäre Ethik versucht zu zeigen, dass er sich irrt, dass also auch eine naturalistische Moralbegründung möglich ist. Der Naturalismus ist durch die These charakterisiert, dass es überall in der Welt mit rechten Dingen zugeht. Die Evolutionäre Ethik ist eine naturalistische Ethik.

Alle Ethiken von einigem Gewicht verlangen von uns, nicht nur den Egoismus zu überwinden, sondern über das hinauszugehen, was uns stammesgeschichtlich mitgegeben ist. Aber haben wir dann überhaupt eine Chance, moralische Forderungen zu erfüllen? Für eine Antwort leistet der Begriff des sozialen Mesokosmos gute Dienste. Er bezeichnet jenen Ausschnitt unserer sozialen Umgebung, auf den wir stammesgeschichtlich geprägt sind. Unser Verhalten ist in diesem sozialen Mesokosmos tief verankert. Können wir ihn trotzdem verlassen, und wie schaffen wir das? Was tun wir sowieso, und was verlangen Moral und Ethik zusätzlich von uns? Reicht die Vernunft aus, uns aus der evolutionären Falle zu befreien?


Prof. Dr. Dr. Gerhard Vollmer ist Physiker und Philosoph.
1991-2008 war er Professor für Philosophie an der Technischen Universität Braunschweig. 2004 erhielt er „für die Grundlegung einer Evolutionären Erkenntnistheorie und für seine herausragende Mittlerfunktion zwischen Natur- und Geisteswissenschaften“ den Kulturpreis der Eduard-Rhein-Stiftung.
Seine Forschungsschwerpunkte sind Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie, Künstliche Intelligenz und Evolutionäre Ethik. Buchpublikationen: „Evolutionäre Erkenntnistheorie“ (Hirzel, 8. Aufl. 2002), „Was können wir wissen?“ (2 Bände, Hirzel, 4. Aufl. 2008), „Wieso können wir die Welt erkennen?“ (Hirzel, 2003).