Foto: Evelin Frerk

15. 06.

Loyal dienen

Vortrag von Corinna Gekeler im Rahmen der Linken Buchtage Berlin

Über eine Million Menschen arbeiten in Deutschland in kirchlichen Einrichtungen. Beschäftigte, Bewerber und Praktikanten müssen auf wesentliche Grundrechte verzichten und sind besonderen Loyalitätspflichten unterworfen. Das ist möglich, weil das Betriebsverfassungsgesetz nicht gilt und das „Antidiskriminierungsgesetz“ weitreichende Ungleichbehandlungen erlaubt. Wer in kirchlichen Sozial-, Gesundheits- oder Bildungseinrichtungen beschäftigt ist, muss nicht nur auf das Recht auf Religionsfreiheit verzichten, sondern auch das Privatleben nach den Vorstellungen der Kirche ausrichten.

Bei einem Verstoß droht die Kündigung. Ein Kirchenaustritt oder Wechsel der Glaubensrichtung führt generell zur Entlassung, in katholischen Einrichtungen sind auch die Wiederverheiratung nach einer Scheidung oder das öffentliche Bekenntnis zu einer homosexuellen Partnerschaft Kündigungsgründe. Betroffen sind keineswegs nur „verkündigungsnahe“ Tätigkeiten wie Pfarrer oder Diakon, die Regelungen gelten auch für Ärztinnen, Krankenpfleger, Hebammen, Lehrerinnen, Hausmeister...
Corinna Gekelers Studie zeigt, wie verbreitet religiös motivierte Diskriminierungen in Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft sind und wie stark sie Bewerbungsprozesse, Arbeitsalltag und Privatleben der Beschäftigten prägen. Sie arbeitet die politischen Ursachen für die Sonder-rechte heraus und erörtert die Perspektiven für Veränderungen.