Gern unterscheiden wir "Menschen" von anderen "Tieren". Das Kriterium für diese Trennung bleibt gewöhnlich solange akzeptiert, bis Verhaltensforscher einen Affen finden, der genau das kann, was angeblich allein der Krone der Schöpfung zukommt – etwa die Fähigkeiten, Zahlen zu addieren, sich im Spiegel zu erkennen, Laute zu Sätzen zu kombinieren, gezielt Heilpflanzen anzuwenden, nicht nur Werkzeuge herzustellen, sondern diese auch aufzubewahren und in logischer Folge nacheinander einzusetzen. Neueste Erkenntnisse über unsere nächsten Verwandten im Tierreich belegen zudem, dass sie ebenfalls in bestimmten Hinsichten "kulturfähig" sind. Denn ähnlich wie menschliche Ethnien folgen auch Schimpansen-Populationen je nach Lebensraum speziellen Sitten und Gebräuchen sowohl hinsichtlich ihrer Technologie als auch ihrer sozialen Gepflogenheiten oder bestimmter Nahrungstabus.

Volker Sommer wird diese verblüffenden Leistungen der Primaten in seinem Vortrag anhand eigener Forschungen im Freiland illustrieren. Dabei ist er bemüht, die Evolutionstheorie konsequent weiter zu denken – als Gradualist, Monist und Materialist.

Der aus Fernsehen und Presse sowie durch viele Fachbücher bekannte Autor ist Professor für Evolutionäre Anthropologie am angesehenen University College London. In Asien und Afrika betreibt er seit 25 Jahren Feldforschung zur Ökologie und zum Verhalten von Affen und Menschenaffen. Als wissenschaftlicher Beirat der "Giordano-Bruno-Stiftung" setzt er sich für eine säkulare Weltsicht ein.

Die Veranstaltung "Menschenaffen wie wir. Bekenntnisse eines Primatologen" findet am Mittwoch, 22. Juni ab 19 Uhr auf dem Campus am Holländischen Platz in der Diagonale 9, Raum 0422, statt.

Prof. Dr. Dr. Kristian Köchy
Institut für Philosophie
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