19. 04.

Die neuen Gegenaufklärer

Vortrag zum christlichen Fundamentalismus in Deutschland

Während der christliche Fundamentalismus in den Vereinigten Staaten über Jahrzehnte seinen Einfluss auf die Politik geltend machen konnte, sah es lange danach aus, dass diese Strömung hierzulande eine Randerscheinung bleiben würde. Zu stark schien der Einfluss der beiden Staatskirchen. Mit den gesellschaftspolitischen Veränderungen der letzten zwanzig Jahre hat sich die Situation in Deutschland jedoch grundlegend verändert.

Sowohl in den Kirchen als auch in der so genannten Mitte der Gesellschaft lassen sich immer öfter reaktionäre, konservative bzw. wissenschaftsfeindliche Positionen finden, wie sie von fundamentalistischen ChristInnen vorgebracht werden. Immer selbstbewusster treten Personen und Verbände dieses Spektrums in der Öffentlichkeit auf und versuchen gesellschaftliche Diskurse mitzubestimmen bzw. längst überwunden geglaubte Weltbilder wieder gesellschaftsfähig zu machen. So heterogen diese religiös-fundamentalistische Bewegung auch ist, so eint deren VertreterInnen, dass sie sich auf einem Kreuzzug gegen die (Post)Moderne wähnen – sei es im Kampf gegen Darwin, die Geschlechterpolitik, die (sexuelle) Selbstbestimmung, die Aufklärung oder die Schulpflicht. Dies hat Folgen für die Zivilgesellschaft, nicht zuletzt auch deshalb, weil die beiden Staatskirchen, u.a. bedingt durch den starken Mitgliederschwund, diesen Positionen immer mehr Raum bieten. Der Vortrag wirft einen Blick auf die unterschiedlichen Spielarten und Strömungen des christlichen Fundamentalismus und diskutiert anhand aktueller Beispiele die Konfliktfelder und Folgen für die Gesellschaft.

Cristoph Lammers, Politik- und Sozialwissenschaftler. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dortmund. Chefredakteur des politischen Magazins MIZ (Materialien und Informationen zur Zeit).